Hallo zusammen!
Geld alleine macht nicht glücklich, weiß der Volksmund. Ein Satz, der beim Gestalten und Bespielen phantastischer Welten jedoch noch eine ganz neue Wendung bekommen kann – was, wenn das Zahlungsmittel keine Münzen oder Geldscheine sind? Kann man mit Heiltränken bezahlen? Mit Munition? Kann Geld ein Verbrauchsgut sein? All das sind Fragen, die Michael und Thomas diese Woche antreiben.
Es gibt zudem wieder mal kurze Themen vor dem Thema, eine etwas weiter ausholende Feedback-Schleife, freilich eine Medienschau und ganz ohne Aufpreis gibt’s Timecodes sowie weiterführende Links und Infos unten in den Shownotes.
Viele Grüße,
eure DORP
DORPCast 239: Jenseits klingender Münzen – alternative Währungsideen
00:00:29 Intro
00:00:58 Feedback-Schleife
00:04:35 Trail of Cthulhu kommt auf Deutsch!
00:05:21 Medienschau: Obsolete
00:12:08 Medienschau: The Grave’s a Fine and Private Place
00:17:06 Zum Thema!
00:20:22 Näher ins Thema hinein: Warengeld vs. Fiatgeld
00:21:44 Geld als sozialer Kontrakt
00:22:39 Beispiel 1: Age of Sigmar verwendet Heiltränke als Währung
00:24:28 Beispiel 2: Munition als postapokalyptische Währungseinheit
00:24:59 Risk/Reward
00:26:06 Weitere Postapokalypse-Gedanken
00:27:41 Beispiel 3: Nahrung bei Remnants
00:28:43 Beispiel 4: Kreditkarten bei Maddrax
00:29:14 Beispiel 5: Wechsel bei Degenesis
00:29:51 Beispiel 6: Stormlight in den Stormlight-Archive-Romanen
00:31:28 Beispiel 7: Münzen mit Wahrsage-Feature bei Age of Sigmar
00:32:22 Gegenmittel in der Zombieapokalypse als Währung?
00:33:08 Beispiel 8: Iron Kingdoms und Kontrolle durch Geld
00:33:59 Die Knast-Fluppen-Ökonomie
00:34:17 Informationen als Währung
00:34:44 Gefallen als Währung
00:38:17 Digitale Währungen
00:38:51 Beispiel 9: BattleTech und C-Noten
00:39:47 Seelen als Währung?
00:40:23 Beispiel 10: Zähne bei Warhammer 40.000
00:41:21 Beispiel 11: Loom bei Veins of the Earth
00:41:42 Was brauchen die Leute und wovon haben sie wenig?
00:41:56 Pfandbriefe?!
00:43:40 Kann man Währungen abstrahieren?
00:45:26 Sperrigkeit und Gewicht von Reichtümern als Plot- und Konfliktquelle
00:46:28 Kommen wir mal zum Ende
00:47:03 Sermon 3.6
00:48:25 Der Nach-Teil
Aus der Medienschau
- Bradley, Alan: The Grave’s a Fine and Private Place (Flavia de Luce Mysteries Nr. 9)
- Obsolete
Trail of Cthulhu kommt auf Deutsch!
- … drum bei Interesse hier vorbestellen und Yvis deutsche Ausgabe unterstützen
Des Scorps erwähntes Remnants-Fan-Szenario …
- … könnt ihr hier direkt bei uns auf der DORP finden.
//Mäzenatenschau-Musik: Alexander Nakarada – Jokull | www.creatorchords.com | https://youtube.com/@anakarada
//Der DORPCast gibt die Privatmeinung von Michael und Thomas wieder.
//Hinweis: Alle Amazon-Links auf dieser Seite sind Teil des Affiliate-Programms und ein Anteil des Verkaufspreises kommt der DORP zugute.
Interessantes Thema. Ihr habt so viele Arten aufgezählt, die irgendwo als Währung Verwendung finden. Aber ein sehr interessantes Beispiel habe ich vermisst. In dem Film “In Time – Deine Zeit läuft ab” wird Lebenszeit als Währung verwendet. Könnt ihr in Teil 2 “Folge 432” ja vielleicht noch drauf eingehen.
Moin Tronsha,
lustig, ich erzählte gestern bei unserer D&D-Runde auch davon, was heute Thema im Cast sein würde und der allererste Hinweis war genau der, den du auch gebracht hast: In Time.
Und völlig korrekt! Als hätte ich den nicht sogar im Schrank stehen ^^‘
Danke auf jeden Fall für die Ergänzung!
Viele Grüße,
Thomas
Habe gerade anhand dieser Folge die neue Transkript-Funktion von Apples Podcast-App ausprobiert und kann vermelden: Einer der beiden Hosts heißt Michels Koppi-Mingas und es ging auch um den Mad-Murser-Effekt. 😉
Das war eine Folge zu einem Thema, dass ich per Heirat sehr spannend finden muss – meine Frau ist Historikerin. Deshalb habe ich auch viele Blog-Artikel zu dem Thema, die ich hier schamlos verlinken werde. 😉
Das bedeutete auch, dass ich die ganze Zeit die Vokabel „pensatorisch“ erwartete. So nennt man das, wenn Kurantmünzen anhand ihres Edelmetallinhalts verglichen werden. Und ja, die schnitt man im Notfall einfach in Teile, wenn die Menge nicht passte.
Bei Warengeld muss man noch unterscheiden zwischen nützlichen Waren und unnützen Waren. Ich finde es sehr spannend, dass die alternativen Währungssysteme, die ihr vorstelltet, allesamt praktische Güter (Munition, Heiltränke…) als Grundlage hatten. Das war in der Geschichte auch der naheliegende Schritt für Menschen, insofern war es wohl auch für Rollenspieler eingänglich. Mit der Zeit hat sich jedoch unnützes Geld als besser herausgestellt, weil die Geldmenge nicht durch Verbrach reduziert.
Man sollte übrigens betonen, dass Kurantmünzen zwar keine Fiat-Währung sind, aber ihr Wert genauso von der Gesellschaft festgelegt wird. Gold hatte vor der Erfindung der Mikroelektronik keinerlei praktischen Nutzen, aller Wert ist ihm bloß zugeschrieben.
Nicholas Barbon ging unter anderem dadurch in die Annalen ein, dass er auf dieser Grundlage Papiergeld forderte: https://unprominente.de/2022/07/05/nicholas-barbon-visionarer-okonom-schlitzohr-und-zufalliger-grunder-des-heutigen-londons/
Mich erinnert es im Rollenspiel immer an Mansa Musa (https://unprominente.de/2021/04/27/mansa-musa-steinreicher-konig-von-mali/), den legendären König von Mali, der auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka derart viel Gold ausgab, dass er sich auf der Rückreise Geld leihen musste. Nicht etwa, weil er kein Gold mehr hatte, sondern weil keiner es mehr haben wollte.
Wenn D&D in einer konsistent umgesetzten Welt spielte, dann müssten die Charaktere eigentlich immer mittellos sein. Die schleppen nämlich schon ab relativ moderaten Stufen so viel Gold mit sich herum, dass Hyperinflation ihre Münzen in wertlose gelbe Metallscheiben verwandeln sollte. Bliebe man konsistent, müsste eigentlich jede Gruppe von Spielercharakteren auf ihrer Reise durch die Lande einen Kometenschweif aus kollabierenden Volkswirtschaften hinter sich herziehen – nicht, dass ich dies vorschlagen möchte.
Ich fand Thomas’ Haltung zu Wechseln überraschend. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Wechsel selten zum Einsatz kommen. Aber das ergibt für mich durchaus Sinn. Um Schuldscheine und Wechsel zu verwenden, muss man Vertrauen genießen (das Wort „Kredit“ kommt nicht umsonst daher). Das gilt vor allem, wenn man Wechsel ausstellen möchte, aber vermindert auch, wenn man sie einlösen möchte. Im ersten Fall muss jemand einem glauben, dass man zahlt, im zweiten muss jemand glauben, dass der Wechsel nicht gefälscht ist.
Und ich würde Spielercharakteren auch nicht über den Weg trauen. Die meisten SCs sind keine Guten. Die meisten SCs sind soziopathische Massenmörder, die rein zufällig auf der Seite der Guten kämpfen. 😉
Wo ihr definitiv Recht habt, ist, dass Gefallen „der Klassiker“ unter den Währungen sind. Entgegen anders lautender Gerüchte waren die ersten Wirtschaftssysteme Gefälligkeitswirtschaften – Tauschwirtschaft kam später.
Bis heute ist das nicht weg. Wenn ich umziehe, weiß ich in etwa, wem ich bei dessen letzten Umzug wie viel geholfen habe und wie viel Bier es braucht, um den Unterschied auszugleichen. Die Aristokratie handelt bis heute größtenteils in Gefallen. „Ich unterstütze deinen Sohn, weil deine Mutter mich damals an die Eliteuni brachte.“
Ob das regeltechnisch schwierig ist, kommt auf das System an. In Fate ist es banal: Ein Stunt, mit dem man Kontakte statt Ressourcen nutzen kann, um an gewisse Dinge zu kommen. Fertig.
Was ich im Rollenspiel wirklich gerne einmal hätte, wäre das Schwundgeld von Wörgl. Bisher habe ich das nicht geschafft. Dafür lasse ich dessen Erfinder, Michael Unterguggenger, auch gerne mal als historischen NSC bei Cthulhu auftreten. Er passt in die Zeit: https://unprominente.de/2020/04/07/michael-unterguggenberger-mutiger-burgermeister-und-geldvisionar/