Da ich als Miniaturenfan schon lange um einen passenden Resindrucker herumgeschlichen bin, war die Steuerrückzahlung 2019 eine gute Gelegenheit, mal zuzuschlagen und mir einen Elegoo Mars zu gönnen. Und ich möchte das Blog-Format der DORP mal dazu nutzen, meine ersten Erfahrungen mit euch zu teilen. Seltsamerweise konnte ich fast nur YouTube-Videos zum Thema finden, daher hier die Schriftform. Und für mich als eine Art Projekt-Tagebuch, im Umgang mit einer für mich völlig neuen Technologie.

Startausrüstung

Oben sehr ihr meine ersten Testminis und mich in voller Schutzkleidung, denn das flüssige Resin ist reizend auf Haut und Atemwegen. Meine Atemmaske  kam mit der Brille, aber auf den Augenschutz kann man eigentlich verzichten. Neben den Anschaffungskosten des Druckers kommen also auch noch weitere Ausgaben auf euch zu, auf die ich zuerst einmal eingehen möchte. Es ist wichtig zu erwähnen, dass bei dem Drucker kein Resin dabei ist. Ihr solltet also direkt zum Drucker Resin mitordern, oder ihr könnt nur traurig auf eure neue teure Hardware schauen, mit der ihr nichts anfangen könnt. Die 1 l Flaschen  sind mit 40 € preislich attraktiver als die 500 ml Flaschen  für 24,99 €, denn machen wir uns nichts vor … wenn ihr euch einen 3D Druck holt, dann wollt ihr den auch einsetzen, wieso dann also die kleinen Flaschen mit schlechterem Leistungsverhältnis holen?

Die meisten Leute setzen Einmalhandschuhe ein, aber auf Empfehlung eines Kollegen, der bereits mit dem Drucker arbeitet, griff ich bei diesem 12er-Pack wiederwendbare Nithrinhandschuhen  zu, die mir vermutlich über viele Monate Dienste leisten können. Um die Miniaturen zu reinigen und von ungehärtetem Resin zu befreien benutze ich neben einer alten Grillzange zwei verschließbare Behälter  und Isopropanol (hier auch wieder direkt die dicke Packung , ihr werdet sie brauchen …). Das Resin muss später unter UV-Licht aushärten. Wenn es gerade wie bei mir in einer bedeckter Jahreszeit damit startet oder wenn ihr wie ich eine Kellerwohnung habt, möchtet ihr vielleicht noch zum beschleunigten Aushärten in einen Lichthärter  investieren. Ist eigentlich für Fingernagellack, aber hey … und ja, meine Amazon-Empfehlungsliste hat sich seit letzter Woche arg gewandelt …

Die Daten und woher man sie bekommt.

Um 3D Modelle drucken zu können, benötigt ihr zunächst einmal passende Dateien, wobei der Standard dabei das STL-Format ist. Beim Drucker war ein USB-Stick dabei, auf dem direkt die Daten für ChiTuBox enthalten waren, um die Modell-Dateien zu platzieren. Netterweise gab es dort auch ein paar Starter-Fantasy-Modelle von https://www.myminifactory.com/, so dass man direkt loslegen kann. Ich hatte allerdings im Vorfeld bereits den Paladin und die Erforscherin von Heroforge kostenlos geladen. Insgesamt ist die Menge an sehr hochwertigen und kostenlosen Modellen im Netz gewaltig und erschlagend. Gute Anlaufstellen für unser Hobby sind https://www.yeggi.com/https://www.myminifactory.com und https://www.thingiverse.com/.

Wenn man seine eigenen Helden zusammenstellen möchte, gibt es ebenfalls spezialisierte Generatoren, wie den Primus https://Heroforge.com oder neu gestartet https://eldritch-foundry.com/ . Ich selber habe mir darüber zwei meiner D&D-Helden erstellt und die STL-Dateien gekauft statt sie mir von Heroforge drucken zu lassen. Zum einen meinen drachenblütigen Paladin aus der Orkenspalter-Kampagne im stillsicheren Bademantel und zum anderen meinen Goliath-Barbaren Testiklos aus der kurzlebigen Ulisses-internen Kampagne.

Diese Dateien werden dann in die ChiTuBox geladen und wie das Modell am Ende aus dem Resin-Drucker kommt, hängt nur davon ab, was man nun dort anrichtet …

Platzieren ist Krieg

Ich hatte einige Wochen vor meinem Kauf bereits YouTube durchforstet und mich informiert. Es gibt unzählige Videos zum 3D Druck, selbst wenn man es auf unseren Hobby-Bereich konzentriert. Ich möchte hier vor allem den englischsprachigen Kanal 3D Printed Tabletop  hervorheben, der einen sowohl informiert, als auch für den Bereich begeistert.

Wichtig bei der Platzierung des Modells ist zum Beispiel der Neigungswinkel von etwa 30° und die Platzierung der Unterstützungsstreben. Da ich durch die Videos einen gewissen Vorsprung hatte, habe ich mich nicht für die naheliegenste Option entschieden und meine ersten Modelle kamen ziemlich gut raus, aber es gab dennoch Probleme. Zur Verdeutlichung gehen wir mal die verschiedenen Optionen und Ergebnisse durch, die ich für Lernzwecke einmal durch den Drucker gejagt habe.

Ihr habt vielleicht schon oben das 3D Modell von Rhogut Sora gesehen.

3D Modell von Rhogut Sora
3D Modell von Rhogut Sora

Wenn ich das Modell einfach flach in die Chibi-Box platziere und direkt drucke, passiert das folgende:

Verformte Basis

Verformte Basis (wobei man sich durchaus streiten kann, ob man die Basis mitdrucken sollte)

bdr
bty

Alle abstehenden Teile sind aufgrund von fehlenden Stützen nicht oder nur flach gedruckt worden. Eine verkackte Mini. Aber Chibi-Box bietet automatische Stützstreben an, also geht es damit ja, oder?

Leider nein.

Die stehende Miniatur mit automatischen Stützstreben wird zwar um 5 mm angehoben, um dem Drucker die Möglichkeit zu geben, die Basis sauber zu generieren und die Stützte unter dem Arm hat dem Arm geholfen, der Schwanz bleibt aber ein Problem, da dort keine automatische Stütze gelandet ist.

Aber alle Youtube-Videos reden von 30° Drehung des Modells nach hinten und dann automatische Stützen!

Sorry, ihr müsst immer noch mal händisch ran und nach tiefen oder überstehenden Punkten des Modells suchen und dann Stützen hinzufügen. Das erfordert tatsächlich Übung und ausprobieren, liefert aber auch schnell befriedigende Erlebnisse.

bty

Tatsächlich war ich bei meinen nachträglichen Tests überrascht, was ausreichend war, um das Modell komplett zu drucken. Mein erster Versuch war noch sehr vorsichtig und konservativ:

Eine Menge Streben. Zu viel, wie ich später merkte, aber die Modelle kamen gut raus. So sah das ganze dann übrigens im Programm aus (neben anderen Minis).

Aber kann man zu viele Streben setzen?

Jaein. Es erhöht die fehlerfreie Druckbarkeit der Miniatur, aber erhöht auch die Nachbearbeitungszeit, denn die Streben müssen später natürlich entfernt werden. Dabei können an dem Modell entsprechende „Narben“ bleiben. Zwar lassen sich die Streben auch mit Fingernagel und sanftem Druck abdrücken, aber passendes Werkzeug beruhigt dann doch ein wenig in der Benutzung … übrigens war bei meinem Elegoo Mars direkt ein passender Knipser dabei, der eigentlich im Miniaturensegment 12 bis 15 Euro alleine kostet! Außerdem verbraucht ihr natürlich auch mehr Resin, dass ihr später nur wegwerfen könnt (ausgehärtetes Resin könnt ihr bedenkenlos anfassen und im Hausmüll entsorgen, flüssiges nicht!).

Eine tolle Sache bei Resin-Druckern ist, dass es keinen zeitlichen Unterschied macht, ob ihr ein Modell oder sechs zur gleichen Zeit druckt. Am Ende der Platzierung sagt ihr dem Programm, dass es die Modelle auf der Platte „slicen“ soll. Dabei werden die Modelle in hunderte von Schichten eingeteilt, die nach und nach gedruckt werden. Da jeweils eine Platte auf einmal mit UV-Licht beschossen und dabei gehärtet wird, ist es egal, ob der Schirm 1/6 der Platte belichtet oder alles. Nur die Höhe des Modells gibt an, wie lange der Druck dauern wird. Ja, ein Paladin mit erhobenem Schwert kann alleine Stunden länger dauern als ein Dutzend kniender Kobolde! Also: Platten voll knallen!

Wie läuft der Druck ab?
[Einrichtung des Druckers mal Außen vor, lest einfach die beiliegende Anleitung!]

Via USB-Stick am Rücken des Druckers wählt ihr über ein Frontdisplay die passende Datei aus und drückt auf den Play-Button und … los geht’s! Ja, so einfach! Okay, vorher füllt ihr das flüssige Resin zu einem 1/3 des Behälters auf der UV-Platte, dann fährt die bewegliche Platte von oben runter. Die Miniaturen werden kopfüber gedruckt und kleben an der oberen Platte. Denen wird nun Schicht für Schicht hinzugefügt. Viel zu sehen gibt es nicht, höchstens gegen Ende könnt ihr einen Blick erhaschen.

Ist der Druck abgeschlossen, fährt die Platte hoch und ihr könnte sie einfach und schnell lösen und die Minis dann mit dem beiliegenden Spachtel lösen.

Denkt dran, zu diesem Zeitpunkt Handschuhe und Mundschutz zu tragen! Betreibt den Drucker auch nicht im Schlaf- oder Wohnzimmer, denn der Geruch ist durchaus unangenehm und der Lüfter des Druckers läuft konstant. Nicht laut, aber nervig. Stellt ihn in einem gut zu lüftendem Raum auf, in dem ihr euch nicht über die Stunden des Druckens aufhaltet (die drei Minis oben aus dem Programm haben etwa 3,5 Stunden gedauert).

Die Modelle sind noch voller nicht ausgehärtetem Resin, weswegen sie auch an der Platte noch aussehen wie völlig fehlgeschlagene Klumpen. Wenn sie gelöst wurden, sollten sie direkt in ein Bad aus Isopropanol-Alkohol, in dem man mit etwas behutsamen Schütteln das Resin löst. Ich tauche sie danach noch in ein zweites Behältnis mit Wasser, um Resin- und Alkohol-Reste zu lösen.

Doch danach sind die Modelle noch nicht einsatzfähig! Das Resin muss unter UV-Licht, bzw. Sonnenlicht nachhärten.

Minis benutzen und freuen!

Das Aushärten habe ich am Anfang unterschätzt, weswegen ich durch Patschen etwas gelöst habe und das Modell die Farbe der Grundierung nicht gut aufnahm. Also nutzt einen UV-Härter oder so viel Sonne wie möglich!

Das hätte echt nicht sein müssen … und ja, freudige Erwartung und so, aber die hohe Feuchtigkeit bzw. der Regen draußen haben beim Grundieren auch nicht geholfen …

Am Ende war ich dann aber doch ganz zufrieden mit meinem Helden, nachdem Farbe drauf war.

Und damit nicht nur Rhogut so viel Aufmerksamkeit bekommt, hier auch der Werdegang von Testiklos:

Fazit

Ich bin absolut begeistert von meinem Steuerrückzahlungsdrucker! Die Miniaturen, die dieser Budget-Drucker liefert, sind wirklich hochwertig, der Druck schneller als gedacht und die Materialkosten weit geringer als gedacht (aktuell schätze ich, dass ich 60 Miniaturen pro 500 ml für 25 € schaffen könnte …). Die Möglichkeiten fürs Hobby gehen aber noch weit über Miniaturen hinaus und bieten Ordnungssysteme, Sonderwürfel, Marker als Erinnerung, etc. pp.

Ich stehe noch ganz am Anfang meiner 3D-Druck-Reise und bin sehr gespannt, was sich mir noch eröffnet!

//Hinweis: Alle Produktlinks sind Amazon-Links des Affiliate-Programms und ein Anteil des Verkaufspreises kommt der DORP zugute.

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